Verlassene Orte in SH

Schwebefähre, Schlachthof, Bahngleise: Das sind die Lost Places in SH

Schwebefähre, Schlachthof, Bahngleise: Das sind die Lost Places in SH

Das sind die Lost Places in SH

Lisa Bohlander
Kiel
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Lost Places in Schleswig-Holstein: Von der ersten Schwebefähre in Rendsburg (oben links) bis zum Marinegefängnis in Kiel mit NS-Vergangenheit (unten rechts). Foto: Fotos: Frank Höfer, dpa, Florian Quandt, Marcus Brandt; Collage: Kausch/shz.de

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Lost Places, also verlassene, meist abgesperrte Gebäude und Plätze, ziehen immer wieder Schaulustige und Vandalen an – auch in Flensburg, Kiel oder Lübeck. Wir haben die Top 9 in Schleswig-Holstein besucht.

Lost Places, das sind verlassene Orte. Meist haben die Gebäude und Plätze eine lange Geschichte und sind wegen Denkmalschutz und Einsturzgefahr abgesperrt. Umso größer ist der Reiz, einmal einen Blick hineinzuwerfen. Wir stellen die Top Vierzehn Lost Places in Schleswig-Holstein vor.

Die erste Schwebefähre in Rendsburg – früher Stolz der Region, heute Lost Place

Sie war bis 2016 der Stolz einer ganzen Region – die alte Schwebefähre über den Nord-Ostsee-Kanal. 109 Jahre nach ihrer Inbetriebnahme nimmt sie ein würdeloses Ende.

Das „Wrack der Herzen“ liegt auf dem Betriebsgelände des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Nord-Ostsee-Kanal (WSA-NOK) in Rendsburg. Unter freiem Himmel ist es Wind und Wetter ausgesetzt. Unter staatlicher Aufsicht vergammelt ein wichtiges Kapitel der Rendsburger und Osterrönfelder Kanalgeschichte. Bleibt es dabei? „Pläne unsererseits gibt es nicht“, sagt ein Sprecher des WSA-NOK.

Alle Überlegungen, zumindest Teile der Schwebefähre auszustellen oder für die Nachnutzung aufzubereiten, zerschlugen sich.

Das Marinegefängnis in Kiel ist ein Lost Place mit NS-Vergangenheit

Die ehemalige kaiserliche Marinearrestanstalt in Kiel wurde 1904 gebaut und steht seit der Jahrtausendwende leer. Vor allem in der NS-Zeit war der Lost Place ein Ort des Schreckens. Hier saßen viele inhaftierte Matrosen, nach 1933 auch zum Tode Verurteilte. Wie viele Matrosen während des Zweiten Weltkrieges dort inhaftiert und zum Tode verurteilt wurden, ist nicht bekannt.

Wer durch einige der dunklen Gänge von Zelle zu Zelle geht, bemerkt einen muffigen Geruch. Öffentlich zugänglich ist der Lost Place nicht. Graffitis an einigen Wänden zeugen davon, dass Menschen sich dennoch Zutritt verschafft haben. Das Gebäude gehört der Stadt Kiel. Es soll saniert und neu genutzt werden – in Teilen eventuell als Museum. Mehr Bilder und die Geschichte eines zum Tode Verurteilten lesen Sie hier.

Die verlassene Klinik Ost in Flensburg

Seit Jahren steht die ehemalige Klinik Ost verwaist nahe der Marineschule Flensburg – und verrottet zusehends hinter Ranken. Bereits 1989 wurde die städtische Klinik Ost geschlossen, von 1993 bis 1998 diente das Gebäude als Unterkunft für Flüchtlinge. 2007 verkaufte es die Stadt an den Unternehmer Fritz Matzen. Der konnte seine Pläne von einem Hotel und später Senioren-Wohnungen aber nie umsetzen.

Sieben Jahre später reichte er den Lost Place an Dolphin Trust weiter. Doch 2020 zeigte sich: Die ehemalige Klinik Ost war offenbar Teil einer Betrugsmasche, mit der der schillernde Geschäftsmann Charles Smethurst aus der Region Hannover Investoren anlockte. Die Gebäude stehen bis heute leer. Unsere Reporterin hat den Lost Place besucht:

Ehemalige Augenklinik in Niederkleveez: Das Geisterhaus unter den Lost Places

Die ehemalige Augenklinik in Niederkleveez ist bekannt als das „Geisterhaus am Dieksee“. Unsere Reporterin hat sich mit dem Besitzer getroffen und sich – so weit es möglich war – in das stark verfallene Gebäude gewagt.

Früher Lazarett und heute ein Lost Place: das Anschar-Krankenhaus in Kiel

Das Anschar-Krankenhaus in Kiel-Wik wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Marinelazarett aufgebaut. Durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg wurden Teile des Lazaretts zerstört, auch die Uniklinik und das Städtische Krankenhaus wurden getroffen. Daher wurden Teile der Uniklinik und des Städtischen Krankenhauses in die noch intakten Gebäude des Anschar-Komplexes ausgelagert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg zog sich die Marine zurück, dafür wurden dann zivile Patienten aufgenommen. Von 1988 bis 2004 wurden jedoch nach und nach Bereiche des Komplexes geschlossen; zum einen zu Gunsten des Neubaus des Städtischen Krankenhauses, zum anderen wegen nicht mehr zeitgemäßer statischer Anforderungen. Seither wurden manche Räume renoviert und anderweitig verwendet, andere Räume – wie dieser Hörsaal – stehen weiterhin leer.

Der Seegrenzschlachthof in Lübeck ist ein Lost Place mit historischem Wert

In Lübeck steht Deutschlands einziger noch erhaltener Seegrenzschlachthof. Denkmalpfleger sprechen von einem „städtebaulichen Phänomen“. Vor allem Schlachtvieh aus Dänemark erreichte über die Ostsee und die Trave Lübeck.

Der Gebäudekomplex mit Kai- und Gleisanlagen war damals die größte Anlage dieser Art im gesamten Ostseeraum. Hier wurden die Tiere geschlachtet, verarbeitet und direkt an den Endverbraucher versendet.

Lost Places mit langer Geschichte: das Eckener Haus in Flensburg

Das ehemalige Bürgerhaus in der Flensburger Innenstadt steht seit 2008 leer. Gebaut wurde es schon im 15. Jahrhundert. Seinen Namen verdankt der Lost Place dem Luftfahrtpionier Hugo Eckener, der Ende des 19. Jahrhunderts hier aufwuchs. Alte Dielen, kunstvoll verzierte Treppen und Türen: Im Inneren des Lost Place fühlt man sich wie in eine andere Zeit versetzt.

Ominös ist eine Unterschrift, eingeritzt in eine Fensterscheibe: „Nolde“ ist dort zu lesen. Der berühmte nordfriesische Maler Emil Nolde hat hier zur Untermiete gewohnt. Ob die Unterschrift echt ist, ist umstritten.

Das gesamte verlassene Gebäude soll in den kommenden Jahren saniert und als Bürgerhaus zur Verfügung gestellt werden. Warum die Tapeten keine Jahrhunderte alt sind und das Kellergewölbe einige Überraschungen bereit hält, lesen Sie hier.

Die vergessenen Gleise zwischen Neumünster und Ascheberg

Zugewachsen und verwildert – Seit 36 Jahren ist die Bahnstrecke zwischen Neumünster und Ascheberg stillgelegt. Ein Teil der Strecke wird seit 2006 von den Draisinenfreunden Mittelholstein e.V. genutzt.

Ruine Alter Schlachthof in Flensburg

Die Fenster sind mit Spanplatten verschlossen, Efeu quillt aus der Hauswand und totes Gestrüpp dringt aus den Fenstern: Seit über 20 Jahren stehen die Gebäude am Brauereiweg 17 in Flensburg leer. Hier war einst der Eingang zum städtischen Schlachthof, bevor der „Alte Schlachthof“ von 1960 bis 1990 zum Szene-Restaurant wurde.

Seither passiert nicht viel mit dem Gebäude, das unter Denkmalschutz steht.

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